© Detlev Müller
Am 19.09.2018 fand im Tagungszentrum der Sächsischen Wirtschaft in Radebeul die Auftaktveranstaltung für das Projekt Quickstart Sachsen statt. Mehr als 100 Personen aus Ministerien, Beratungseinrichtungen, Arbeitsagenturen, der Handwerkskammern und Industrie- und Handelskammern sowie Unternehmen aus den verschiedensten Regionen Sachsens nahmen daran teil.
Zu Beginn der Veranstaltung lud ein Rundgang im Foyer die Anwesenden dazu ein, sich mit den verschiedensten Projekten zum Thema Studienabbruch in Sachsen und darüber hinaus vertraut zu machen. Auf einer Sachsenkarte konnten die Teilnehmenden ein symbolisches Fähnchen für ihre jeweilige Institution setzen. Die dabei entstandene Landschaft verdeutlichte einmal mehr den Netzwerkcharakter von Quickstart Sachsen und sollte die Identifikation der Partner mit dem Netzwerk stärken.
Die Eröffnungsrede wurde von Thomas Rachel, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung, gehalten. Er merkte an, dass knapp ein Drittel der Bachelorstudierenden bundesweit das Studium abbricht. „In technischen Studiengängen – wie sie in Sachsen vermehrt studiert werden – sind die Abbruchquoten noch höher.“ Für die Abbrecher*innen ist es wichtig, dass sie dahingehend Unterstützung erhalten, um den eigenen, für sie richtigen Weg zu finden.
Es folgten Grußworte von Herbert Wolff, Staatssekretär im Sächsischen Staatsministerium für Kultus, Dr. Ronald Werner, Leiter der Abteilung Hochschulen im Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (SMWK) und Reinhilde Willems, Geschäftsführerin Operativ der Bundesagentur für Arbeit, Regionaldirektion Sachsen.
Die anschließende leidenschaftliche Keynote von Dr. Ulrich Heublein vom Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) gab interessante Einblicke in die wissenschaftliche Forschung zum Thema Studienabbruch. Hohe Abbruchquoten der Studierenden sind vor allem in den naturwissenschaftlichen Studiengängen sowie in der Informatik und Elektrotechnik festzustellen. Die Gründe dafür sind sowohl individuell als auch strukturell. So stellen z. B. anspruchsvolle Module in den ersten Semestern in mathematischen als auch naturwissenschaftlichen Studiengängen eine Anfangshürde dar. Die Studienmotivation ist neben dem Studienverhalten und den psychologischen und physischen Ressourcen ein wichtiges Kriterium. So haben beispielsweise Studierende, die sich für ihr Wunschfach entscheiden, eine höhere Motivation für ihr Studium.
Im nächsten Programmpunkt stellte Dr. Kristina Wopat von der TU Bergakademie das Projekt „Quickstart Sachsen“ ausführlich vor. Die Erfolgsstrategie 2020 sieht neben der Identifizierung und Anwendung von Best-Practice-Beispielen eine nachhaltige Integration der entwickelten Ansätze in die bereits vorhandenen Beratungsstrukturen im Freistaat Sachsen vor. Unter Koordination der TU Bergakademie Freiberg wird dieses Netzwerk ausgebaut. Der thematische Schwerpunkt des Projektes zielt dabei auch auf eine Enttabuisierung des Studienabbruchs ab. Mittels gelebter Kooperation und eines Wissensmanagement-Tools sollen Beratungsangebote gestärkt und für das Thema Studienabbruch sensibilisiert werden. Zur Umsetzung des Vorhabens stehen ab 01.01.2019 neben der TU Bergakademie Freiberg acht weiteren sächsischen Hochschulen für die Projektlaufzeit Mittel für neue Stellen zur Verfügung. Im Rahmen dieser Präsentation wurde außerdem die neue Projektwebsite „Studienabbruch – und weiter?!“ vorgestellt. Auf dieser können sich interessierte Studienzweifler*innen und Studienabbrecher*innen zum Thema informieren, Erfahrungsgeschichten lesen sowie Kontakt zu Beratungsstellen aufnehmen. Auch Unternehmen werden durch diese Website angesprochen. Die Homepage wird kontinuierlich aktualisiert und bietet eine Übersicht über kommende themenrelevante Veranstaltungen in Sachsen.
© Detlev Müller
Bei der anschließenden Podiumsdiskussion wurde die Perspektive gewechselt. Auf dem Podium berichtete ein Auszubildender von seinem Weg nach dem Studienabbruch in die Ausbildung und machte deutlich, mit welchen Problemen er sich auseinandersetzen musste und woher er Unterstützung erfahren hat. Auf der anderen Seite machte der Geschäftsführer seines Ausbildungsunternehmens Theegarten-Pactec deutlich, warum er Studienabbrecher*innen „mit Kusshand“ einstellt und ausbildet und gab an, dass junge Menschen in dieser Situation über einen höheren Reifegrad verfügen.
Nach den Programmpunkten im großen Plenum wechselten die Teilnehmenden in einen von insgesamt vier zur Wahl stehenden Workshops.
WORKSHOP I
Im ersten Workshop ging es darum, wie Studienzweifler*innen und Studienabbrecher*innen wirksam angesprochen werden können.
WORKSHOP II
Der zweite Workshop beschäftigte sich mit aktivierenden Beratungsstrategien und erfolgreicher Verweisberatung.
WORKSHOP III
Im dritten Workshop erfuhren die Teilnehmenden etwas über den Einfluss der Elternerwartungen und den Umgang mit dem privaten Netzwerk in der Beratung.
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WORKSHOP IV
Der vierte Workshop beschäftigte sich mit der Frage, wie Frühwarnsysteme an sächsischen Hochschulen wirksam installiert werden können.
Allen war gemein, dass erfahrene Experten ihre Best Practice Beispiele präsentierten und im Anschluss gemeinsam mit den Teilnehmenden diskutierten. Die gemeinsame Arbeit zu den verschiedenen Themen legte den Grundstein für die anstehende Projektarbeit von Quickstart Sachsen.
Abgerundet wurde die gesamte Veranstaltung durch einen Abschlussbeitrag von Dr. Ulrich Heublein und Dr. Kristina Wopat. Es wurde herausgestellt, dass vor allem Übergangsprozesse besser gestaltet werden können. Hierbei kommt der Netzwerkgedanke wieder zum Tragen. Ziel ist es, Studienabbrecher*innen dahin zu bringen, wo sie am besten aufgehoben sind.
Wir möchten uns nochmals bei allen Teilnehmenden und Unterstützer*innen dieser Veranstaltung ganz herzlich bedanken und freuen uns auf die enge zukünftige Zusammenarbeit, um gemeinsam bis Ende 2020 Lösungen für die Studienabbruchsthematik in Sachsen zu entwickeln.